E.ON
Energieforschungszentrum der RWTH
Betriebsoptimierung
über Glasfaserbasiertes Temperaturmonitoring
Mit dem neuen Hauptgebäude E.ON
Energieforschungszentrum der RWTH Aachen werden innovative
Konzepte zur Gebäudeklimatisierung untersucht und unter realen
Nutzungsbedingungen erprobt. Hierzu gehört auch die geothermische
Nutzung des Untergrundes. Zur Wärme- und Kälteversorgung wurden
40 Bohrungen bis in eine Tiefe von 100 m in einem engen Raster
abgeteuft und als Erdwärmesonden ausgebaut. Alle Sonden wurden
mit Glasfaserkabeln ausgestattet, die eine kontinuierliche
Erfassung der Temperatur entlang der Sonden ermöglichen.
Die Geophysica GmbH wurde
seitens der RWTH beauftragt ein geothermisches 3-D Modell zu
erzeugen, in dem der Untergrund mit den Sonden im Detail
abgebildet ist. Aus
der vergleichenden Analyse von Bohrlochmessdaten, Labormessungen
und Thermal Response Tests wurde der Untergrund geothermisch
charakterisiert. Als besonders aussagekräftig erwies sich hier
die Auswertung der Gamma-Ray Messungen. Anhand der Aufzeichnung
der natürlichen Radioaktivität des Untergrundes konnte ein
synthetisches Wärmeleitfähigkeitsprofil berechnet und mit den
gemessenen Daten aus
einem EGRT abgeglichen werden. Der Vergleich beider Profile
erlaubte die Identifizierung von Zonen, in denen advektiver Wärmetransport
durch Grundwasserströmung wirksam ist.
Das
geothermische 3-D Modell wurde anhand der Temperaturdaten der
Glasfaserkabel und unter Berücksichtung der ausführlichen
Studien zu den thermischen Eigenschaften kalibriert. Dabei zeigte
sich, dass zur vollständigen Beschreibung des ungestörten
Temperaturfeldes, das vor in Betriebnahme des Gebäudes
aufgezeichnet wurde, die Klimavariation der letzten 500 Jahre mit
berücksichtigt werden muss. Das Untergrundmodell wurde abschließend
getestet und kalibriert und dem Auftraggeber zur Verfügung
gestellt. Es dient als Basis für das weiterführende
Temperaturmonitoring, welches seitens des E.ON
Energieforschungszentrums im Rahmen eines Forschungsvorhabens
durchgeführt wird. Ziel des Projektes ist es, aus der
Verschneidung der im Untergrund und im Gebäude erfassten Daten
eine optimierte Betriebsführung zu erzielen.
Visualisierung:
3D-Modell des Untergrundes mit 40 Sonden. Die Pfeile deuten
Grundwasserströmung an, die im Übergangsbereich der kreidezeitlichen
Lockersedimente und den dichten Tonsteinen des paläozoischen
Grundgebirges wirksam wird.
Vergleich
eines synthetischen Wärmeleitfähigkeitsprofils basierend auf
Gamma-Ray Messungen mit einem gemessenen Profil eines EGRT’s (rechte
Spalte). Beide Profile zeigen über weite Bereiche eine gute Übereinstimmung
in Zonen mit konduktivem Wärmetransport. Differenzen zwischen beiden
Profilen weisen auf advektiven Transport durch Grundwasserströmung.